Was ist eigentlich dieses
Horventure
Horventure – Ein Ort, der nicht existieren sollte
Niemand spricht über Nitun.
Nicht, weil es nichts zu erzählen gibt. Sondern weil niemand dort lebt, der es erzählen würde. Oder vielleicht doch? Ich weiß es nicht. Und wenn ich es wüsste, wäre es dann meine Geschichte zu erzählen? Ich bin mir nicht sicher, wann ich angefangen habe, über Nitun zu schreiben. Ich erinnere mich nicht an den ersten Bericht, den ich aufgeschrieben habe. Vielleicht begann es mit einer Notiz. Einem Namen. Einer Straße, die niemand findet, obwohl jeder sagt, dass sie existiert. Ich weiß nur, dass immer wieder etwas passiert. Und wenn es passiert, ist es meine Aufgabe, es festzuhalten.
Was ist Horventure?
Horventure ist kein Buch. Keine Geschichte. Keine Sammlung von Erzählungen, die man liest und dann weglegt. Horventure ist ein Archiv, ein Sammelsurium an Ereignissen, die nicht vergessen werden dürfen.
Horventure ist Nitun.
Und Nitun ist eine Stadt, in der jeder lebt – oder leben könnte. Eine Stadt, die in keiner Karte verzeichnet ist, aber sich in jede Erinnerung schleichen kann.
Vielleicht warst du schon dort. Vielleicht hast du es nur nicht gemerkt.
Worum geht es in Horventure?
Ich könnte sagen, dass Horventure über Menschen erzählt. Über ihre Entscheidungen. Ihre Ängste. Ihr Scheitern. Ich könnte sagen, dass Horventure Geschichten aus einer Stadt sammelt, die es offiziell nicht gibt. Ich könnte sagen, dass es um nichts geht, weil es niemanden interessiert, was mit den Leuten in Nitun passiert.
Aber das wäre gelogen.
Horventure erzählt von dem, was nicht erzählt werden soll. Von den Dingen, die man vergisst, wenn man lange genug wegschaut. Es geht um Orte, an denen Menschen verschwinden, aber niemand sie vermisst. Um Fragen, die gestellt wurden, aber keine Antworten hinterlassen haben.
Jemand betritt ein Haus und verlässt es nicht mehr.
Jemand hört seinen Namen in einem leeren Raum.
Jemand findet ein altes Buch mit einem Text, der sich jedes Mal ändert, wenn man es liest.
Sind das Geschichten? Oder sind es Berichte?
Manchmal frage ich mich, ob ich alles erfunden habe. Dann passieren Dinge, die mich zweifeln lassen.
Was verfolgt Horventure?
Ich schreibe diese Geschichten nicht, um Antworten zu geben. Ich schreibe sie, weil jemand es tun muss. Wenn du in Nitun wohnst, spürst du irgendwann, dass etwas nicht stimmt. Es beginnt klein. Ein Gespräch, das sich falsch anfühlt. Eine Erinnerung, die anders ist, als sie sein sollte. Ein Ort, der dir fremd vorkommt, obwohl du ihn dein ganzes Leben lang gekannt hast. Und dann kommt der Moment, in dem du es wirklich merkst. Die anderen tun es nicht. Sie gehen ihrem Alltag nach, als wäre alles normal. Als wäre niemand verschwunden. Als wäre niemand verstummt.
Vielleicht sehen sie es nicht.
Vielleicht wollen sie es nicht sehen.
Horventure verfolgt die Geschichten, die niemand hören will. Es beobachtet Nitun. Es schreibt auf, was niemand aufgeschrieben haben will. Manchmal frage ich mich, ob die Menschen dort wissen, dass jemand ihre Geschichte erzählt. Ob sie es merken würden, wenn ihre Namen in einem Buch auftauchen, das sie nie gelesen haben.
Und wenn sie es merken würden – würde es etwas ändern?
Kannst du Nitun finden?
Vielleicht.
Vielleicht nicht.
Vielleicht bist du schon da.
Niemand verlässt Nitun wirklich.
Manche vergessen nur, dass sie dort waren.
Die Entstehung von Nitun
Nitun ist eine Stadt mit Vergangenheit. Doch wie weit diese Vergangenheit zurückreicht, weiß niemand genau. Es gibt Aufzeichnungen, aber sie erzählen nur, was erzählt werden sollte. Es gibt Gerüchte, aber niemand weiß, ob sie wahr sind. Es begann mit einer Siedlung, tief in einem Wald, den damals kaum jemand kannte. Ein Volk, das sich abtrennte, lange bevor man von Königreichen sprach, lange bevor man Karten zeichnete, die dieses Gebiet benannten. Sie kamen aus dem Norden, blieben unter sich, bauten Hütten, dann Häuser, dann Mauern. Ein Dorf entstand, wuchs, veränderte sich. Menschen kamen, andere verschwanden. Irgendwann wurde aus dem Dorf eine Stadt. Irgendwann wurde sie Nitun genannt.
Aber das ist eine Geschichte für später.
Die Sprache von Nitun – Eine Stimme, die niemand erhebt
Es gibt eine Sprache, die jeder in Nitun kennt, doch niemand spricht sie. Früher war es anders. Damals, als die ersten Siedler sich niederließen, war Nitunisch ihre Stimme. Eine Sprache, die nicht mit der Welt wuchs, sondern in sich selbst verschlossen blieb. Heute existiert sie nur noch als Echo – in alten Schriften, in Namen, in Geschichten, die niemand mehr erzählt.
Manchmal tauchen Worte auf, wo sie nicht sein sollten.
Manchmal verstehen Menschen Sätze, die sie nie gelernt haben.
Niemand spricht Nitunisch.
Doch vielleicht muss eine Sprache nicht gesprochen werden, um zu existieren.
Also, was ist Horventure?
Horventure ist kein Buch. Kein einzelnes Werk, keine abgeschlossene Geschichte.
Horventure ist ein Archiv von Ereignissen, die sich in Nitun zugetragen haben – oder hätten zutragen können. Es sind Geschichten, die nicht erzählt werden sollten, doch irgendjemand hat sie aufgeschrieben. Jemand beobachtet. Jemand erinnert sich.
Es geht nicht um das, was passiert ist. Es geht um das, was nicht passiert sein sollte.
Horventure verfolgt das Unheimliche im Vertrauten, das Unausgesprochene, das Übersehene. Es erzählt von Menschen, die Dinge getan haben, von denen sie dachten, sie würden sie nie tun. Es geht um Entscheidungen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Um Orte, die sich verändern, ohne dass jemand es merkt.
Horventure ist das, was bleibt, wenn niemand mehr hinsieht.
Vielleicht ist es nur Fiktion. Vielleicht ist es nur eine Sammlung von Geschichten.
Aber wenn du einmal angefangen hast, dich mit Nitun zu beschäftigen – kannst du sicher sein, dass Nitun sich nicht auch mit dir beschäftigt?